Unberechenbare Gewitterzellen

Warum sie so schwer vorhersehbar sind
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13. Juni 2024 · 11:19 Uhr

PLÖTZLICH IST ES DA - DAS GEWITTER


Oder oft auch nicht! Heftige Unwetter sorgen immer wieder für große Schäden (überflutete Felder, Murenabgänge, verschüttete Straßen und Keller unter Wasser). Bäche werden zu reißenden Flüssen, ohne Vorwarnung, von 0 auf 100! In aktuellen Wetterprognosen ist von Unwettern nichts zu hören oder zu lesen und es kommt trotzdem. Aber wie kann so was im Jahr 2024 noch passieren, wo doch die Technik und die Wissenschaft schon so weit fortgeschritten sind? Warum ist es so schwer, Gewitter verlässlich vorherzusagen?

GEWITTER SCHLÜPFEN WETTERMODELLEN DURCHS NETZ


Gewitter stellen Wettermodelle immer wieder an die Grenzen der Vorhersehbarkeit. Berechnungsmodelle können zwar Gewitter vorhersehen, also auch erkennen, unter welchen Bedingungen in einer Region Gewitter entstehen, aber welche Orte genau betroffen sein werden, das kann man meistens nur kurz vorher sagen.
Es gibt ein einfaches Beispiel, wie man sich das Entstehen einer Gewitterzelle vorstellen kann: Stellt man einen Topf mit Wasser auf die Herdplatte, um das Wasser zum Kochen zu bringen, weiß man, dass sich das Wasser erhitzen wird und dass Blasen aufsteigen werden. An welcher Stelle aber die Dampfblase aufsteigt, das lässt sich nicht vorhersagen.
Genau so ist es auch mit Gewitterzellen. Gewitter sind kleinräumige Wetterereignisse, die den Wettermodellen leicht durchs Raster fallen. Noch ist die Technik nicht so weit, auch regionale und kleinräumige Wettergeschehnisse zu erfassen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es noch ein paar Jahrzehnte dauern wird, bis die Wettermodelle detailliert genug sind, um Unwetter und heftige Gewitterzellen besser prognostizieren zu können.

DIE HÄUFIGSTEN GEWITTERARTEN IM SOMMER


Gewitter unterscheiden sich in ihrer Lebensdauer, in ihrer räumlichen Ausdehnung, ihrer Entstehung und ihrer Dynamik. Es gibt Einzelzellen, Multizellen, Superzellen und auch so genannte MCS-Systeme (Gewitterlinien).
  • Wärmegewitter: Sie treten vor allem in den Sommermonaten auf, vermehrt am späten Nachmittag, weil sie stark von der Sonneneinstrahlung abhängig sind, sie entstehen durch ausreichend Flüssigkeit am Boden und relativ kühle Luft in der Höhe
  • Frontgewitter: Eine Gewitterfront bringt deutliche Abkühlung mit, einen fühlbaren Temperatursturz. Sie entstehen, wenn sich kalte Luftmassen unter die wärmeren, bodennahen Lufschichten schieben und diese zwingen, aufzusteigen. Bei uns treten die heftigsten Frontgewitter auf, wenn heiße Mittelmeerluft von polare Kaltluft abgelöst wird.
  • Einzelzellengewitter: Diese Gewitter sind meistens nur kurz und schwach und sie entstehen, wenn der Wind mit der Höhe nur ganz wenig zunimmt. Eine Einzelzelle ist die kleinst mögliche abgeschlossene Form, in der eine Gewitterzelle vorkommt.
  • GEWITTERWOLKEN DEUTEN


    Was zeichnet eine Wolke als "Gewitterwolke" aus?

    • Eine Gewitterwolke ist dadurch gekennzeichnet, dass sie extrem hoch und mächtig ist. Diese Wolken reichen auf bis zu 12 bis 13 Kilometer hinauf.

    Wie kann ich gefährliche und ungefährliche Wolken unterscheiden?

    • Grundsätzlich gilt bei hoch auftürmenden Wolken immer: Vorsichtig sein! Wenn wir solche „Gewittertürme“ sehen, dann sind Sturmböen, Starkregen und Hagelschlag nie auszuschließen. Das hängt natürlich von den „Zutaten“ in der Atmosphäre ab. Für einen Laien ist das an der Wolke an sich aber schwer zu erkennen. Was jedoch eindeutig ein Alarmzeichen ist: Wenn die sich auftürmende Wolke einen leichtgelblichen Schleier hat. Das ist ein Zeichen für Hagel.

    Wie schnell bilden sich Gewitter?

    • Im schnellsten Fall kann aus einer gewöhnlichen Quellwolke binnen einer dreiviertel Stunde ein Gewitter werden. Dazu braucht es gewisse „Zutaten“: Wir haben derzeit eine besonders feucht-warme Luft. Auch die Windverhältnisse sind stärker ausgeprägt.

    Wie schwer ist es, die Gewitter vorherzusagen?

    • Es gibt je nach Wetterlage gewisse Hotspots. Welche Regionen am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werden, das lässt sich erst kurz davor abschätzen. Eine Gewitterlinie die durchs Land zieht ist viel leichter zu prognostizieren als ein isoliertes Wärmegewitter.

    Was sagt die Dunkelheit der Wolke über das Gewitter aus?

    • Wie dunkel Gewitterwolken sind, hängt von der Menge des Wassers ab bzw. auch wie stark sie das Sonnenlicht absorbieren – also wie wenig Sonnenlicht durch die Wolke durchkommt. Schwarze Wolken deuten natürlich auf ein starkes Gewitter hin. Bei einer großen Gewitterfront erscheinen die Wolken eine Spur dunkler – weil das Sonnenlicht aufgrund des Tiefs einfach fehlt.
    • Wo kann ich mehr über Gewitterwolken erkennen?

    • Der Meteorologe Gerhard Hohenwarter bietet Berg-Wetter-Workshops an. Hier ist man einen Tag lang in den Bergen unterwegs, umso alles Wichtige über Gewitterwolken zu lernen. Laut ihm ist eine Wettervorbereitung für jeden Menschen wichtig.
Credits Feed- und Story-Bild: © Pixabay.com
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